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Wie fühlt sich Autismus von innen an?

Wie fühlt sich Autismus von innen an?

Manchmal ist es anstrengend, wenn man alles wahrnimmt, aber auch manchmal gut, wenn man das alles wahrnimmt, weil man dann immer alles mitbekommt.

M. (11 Jahre)

Interessant, besonders. Autismus ist meine Comfortzone, ich verstehe zwar die Umgebung nicht, aber meine eigene Umgebung dafür am besten. Sie ist mir vertraut und ich sehe die Dinge anders als andere. Ich male mir meine Welt selbst. Mein Kopf passt sich der Welt an, wie es mir gefällt.

Levie (19 Jahre)

Autismus ist wie ein Erwachsener, der in deinem Kopf aufräumt und dann eine Horde Kleinkinder kommt die alles aus den Regalen reißt.

Chantal (25 Jahre)

Was ist für dich im Alltag eine große Herausforderung, von der du dir wünscht, dass andere sie sehen könnten?

Die Hektik und Reizüberflutung. Wenn fremde Menschen mir zu nahe kommen oder mich ansprechen trotz dass ich meine Kopfhörer auf habe. Diese Schnelllebigkeit, das man einem bestimmten Tempo mithalten MUSS und keine Rücksicht genommen wird auf Leute die nicht mit diesem Tempo mitkommen, das war schon in der Schule extrem und ich habe da sehr drunter gelitten.

Dass meine Aussagen vorrangig rein informativ sind und keine unterschwellige Wertung/versteckte Botschaft enthalten.

Ich kann mich tatsächlich gar nicht entscheiden. Einerseits hätte ich gerne ein Leuchtschild „Ich bin nicht angepisst. Das ist mein unmaskiertes Gesicht. Das sagt nichts darüber aus, wie es mir geht“. Andererseits wäre es schön, wenn sichtbar wäre, dass ich alle Geräusche gleichzeitig und gleich laut höre und was das für ein Chaos im Kopf auslöst und ich mich nicht fokussieren kann. Sodass niemand dumme Fragen stellt, wenn ich meine Noisecancelling-Kopfhörer aufsetze.

Ich wünsche mir, dass andere sehen und begreifen, dass die Durchführung jedes einzelnen Schritts der Morgenroutine für mich nicht automatisch abläuft, sondern, trotz der vielen negativen Reize, wie beispielsweise die Schmerzen durch die Schärfe von Zahnpasta, bewusst ausgeführt werden muss. Dies erschöpft mich bereits, bevor mein Tag richtig begonnen hat.

Die Relativierung von Schwierigkeiten ist total verletzend und impliziert, dass man sich nur anstellt. Zum Beispiel wenn sowas kommt „ach so, ja das kenne ich auch“/„das kennen wir doch alle“ oder mein Lieblingsspruch „wir sind doch alle ein bisschen autistisch“